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Forschungsverbund ASTER präsentiert den vernetzten Rettungswagen

Von: F. WOLF/R. HEMPEL / 01.November 2013

Alle 3 Minuten ereignet sich ein Schlaganfall. Jeder dritte Betroffene stirbt an den Folgen. Zur effektiven Behandlung bleiben jedoch nur drei Stunden Zeit. Das Forschungsprojekt ASTER hat sich daher zum Ziel gesetzt, die Rettungsdienste mit einem vernetzten Rettungswagen zu unterstützen und die Versorgung der Patienten, insbesondere in ländlichen Regionen, zu verbessern.

Am vergangenen Montag wurde unter Anwesenheit von Vertretern der Politik, des Projektträgers und unter aktiver Mitwirkung aller beteiligten Projektpartner der ASTER-Rettungswagen in der Experimentellen Fabrik Magdeburg vorgestellt. Mit modernster Technik ausgestattet hilft der Rettungswagen beim zuverlässigen Erkennen der Erkrankung, bei der Auswahl der am besten geeigneten Klinik und ihrer frühzeitigen Benachrichtigung über den bald eintreffenden Patienten. Im Projekt wurden die dafür erforderlichen Technologien entwickelt: eine Entscheidungsunterstützung für den Rettungsdienst vor Ort, eine Ferndiagnose mittels Videoübertragung, eine ausgeklügelte Navigation und eine digitale Dokumentation des Notfalls. Alles sicher miteinander vernetzt und dank der Bündelung von Funktechnologien wie UMTS, LTE und dem Behördenfunk TETRA auch in ländlichen Regionen zuverlässig einsetzbar.

Der ASTER-Rettungswagen – Normal und doch anders

Der ASTER-Rettungswagen vor dem Galileo-Testfeld in Magdeburg (Foto: Danny Weßling)

Der ASTER-RTW ist ein ganz normaler Rettungswagen, der mit Informationstechnik aufgewertet wurde. Zunächst sei die zuverlässige Funkverbindung, die über UMTS und den Behördenfunk TETRA Sprache und Daten übertragen kann, erwähnt. Sie gewährleistet auch in den ländlichsten Gegenden eine zuverlässige Verbindung zum nächsten Klinikum. Weiterhin ist der RTW mit neuester Medizintechnik ausgestattet. Vom handelsüblichen EKG-Gerät können Daten ausgelesen und in einem Tablet-PC gespeichert werden. Der behandelnde Arzt muss außerdem nichts mehr aufschreiben, alle wichtigen Daten kann er auf diesem Tablet-PC eingeben. Der Vorteil: das Krankenhaus kann alle Daten bereits vor der Ankunft des Patienten studieren und der Rettungsdienst diese Daten sofort für seine Abrechnung nutzen. Mehr Zeit für den Patienten also.

Ist sich das Rettungsteam vor Ort in seiner Diagnose nicht 100%-ig sicher, kann über einen Videokanal ein weiterer Experte befragt werden. Dieser kann sich dank im Rettungswagen integrierter Kameras aus der Ferne auch den Patientenzustand ansehen und weitere Hinweise geben.

Wurde eine Diagnose gestellt, ermittelt der RTW-Bordrechner die beste Klinik in der Nähe und errechnet automatisch den optimalen Weg dorthin. Das Navigationssystem kennt dafür nicht nur jede Baustelle und jeden aktuellen Stau sondern kann sogar die Ampeln auf dem Weg zum Krankenhaus auf grün stellen. Damit kommt der Patient noch sicherer an.

Warum Schlaganfall?

Schlaganfall ist in Deutschland die dritthäufigste Todesursache. Er wird in 80% aller Fälle durch den Verschluss eines hirnversorgenden Gefäßes und zu 20% durch eine Hirnblutung ausgelöst. Alle 3 Minuten ereignet sich ein Schlaganfall und jeder dritte Betroffene stirbt an den Folgen. Dies betrifft knapp 60.000 Menschen jedes Jahr. Jede Verbesserung und jedes Absinken dieser Zahl ist ein wichtiger Beitrag. Im Englischen wird gesagt, „Time is Brain“ – Zeit rettet Hirnzellen. Bei einem Schlaganfall sterben infolge fehlender Durchblutung ca. 1,9 Mio Nervenzellen pro Minute. Deshalb ist sehr wichtig, einen Schlaganfallpatienten schnellstens zu behandeln, sei es vor Ort oder in einer ausgewiesenen Klinik.

Das Projekt ASTER

Das Akronym ASTER steht für „Akut-Schlaganfallversorgung – Telematikplattform für den Rettungstransportwagen“. ASTER ist ein mit ca. 1,5 Mio. € öffentlich gefördertes Verbundprojekt zur Verbesserung der Schlaganfallversorgung. Die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten im Projekt werden mit Fördergeldern des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Förderprogramms „Unternehmen Region – WK Potenzial“ unter dem Förderkennzeichen 03WKP20F gefördert. ASTER ist ein zweijähriges Forschungsprojekt, welches am 01.01.2012 gestartet ist und am 31.12.2013 endet. Zu den Projektpartnern gehören die Malottki GmbH aus Halle, die SBSK GmbH & Co. KG aus Schönebeck/Elbe, die Firma Tonfunk GmbH aus Falkenstein/Harz, die Institute für Automatisierungstechnik und Medizinische Telematik der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, das Forschungsinstitut ifak sowie der InnoMed e.V. Magdeburg und die Johanniter-Unfall-Hilfe.